Leitfaden:
Ende des Engagement MotoGP – Test auf GSX-R 1000 - Testumgebung – Kaltlaufverhalten – Gefühl warm – Agilität - Eigendämpfung/Karkasse – Kurvenverhalten - Bremsen in Schräglage – Bremsen gerade aus – Beschleunigen in Schräglage – Verhalten über die Lebenszeit – Nassperfomance - Verhalten auf der GP Strecke - Direkter Vergleich S21 – Fazit
Testfahrten auf der Suzuki GSX-R 1000R in der Eifel. Willkommen auf der Nürburgring Grand-Prix Strecke.
Alle Bridgestone Kunden profitieren vom MotoGP Ausstieg 2015.
Seit dem Bridgestone die MotoGP verlassen hat sind in Japan endlich die benötigten Ressourcen frei um das in der Königklasse des Motorradsports entwickelte know how bei uns Endkunden ankommen zu lassen.
Innerhalb weniger Jahre wurde auf Basis des S20 (evo) der S21 und jetzt kurz darauf der S22 entwickelt.
Da Bridgestone vom neuen Pneu mehr als überzeugt ist, durften wir das schwarze Gold aus Japan in 190/55 17 und 120/70 17 für euch in der Eifel testen. Hier findet man perfekte Testbedingungen vor.
Verschiedenste Asphaltarten, wechselnde Temperaturen sowie Wechselhaftes Wetter und wirklich alle Möglichkeiten an Kurvenkombinationen sind kein einfaches Terrain für einen Straßenreifen – Dazu haben einige Runden auf der Nürburgring Grand-Prix Strecke mit der Aktuellen GSX-R 1000R aus dem Hause Suzuki dem japanischen Gummi ordentlich eingeheizt.
Gestartet sind wir mit einem kaltdruck von V/H 2,3/2,6 Bar. Wie fast jeder neue Reifen verlangt der S22 auch ein paar Einfahrkilometer, hat man diese absolviert brilliert er in fast jeder Lebenslage.
Der Reifen zeigt einem seine kurze Kaltlaufphase sehr deutlich an, gibt dem Piloten währenddessen aber ein gutes Gefühl. Ist er dann auf Temperatur, zeigt er unmissverständlich seine stärken. Bridgestone setzt auf eine harte Karkasse was für ein agiles Handling sorgt und den Reifen extrem Zielgenau macht.
Auf der einen Seite führt das zu einem absolut perfekten Gefühl für die Straße, was seines gleichen sucht. Auf der anderen Seite deckt das aber auch Fahrwerksschwächen und falsche Setups, aufgrund der geringen Eigendämpfung, gnadenlos auf.
Eben ein sportlich abgestimmter Reifen. Paradoxerweise gibt der S22 dem Motorrad, trotz seiner Agilität, eine Stabilität in Schräglage, die dem Fahrer sehr schnell vertrauen lässt und zu höheren Schräglagen einlädt.
Dieses Gefühl ändert sich auch beim Bremsen in Schräglage nicht. Es gibt so gut wie kein Aufstellmoment und man bleibt auf der vorgegebenen Linie. Bremst man auf schlechtem Asphalt am absolutem Limit, bemerkt man ein ganz leichtes Stempeln des Vorderrades. Das Vorderrad kündigt sein Limit an, bleibt dabei aber absolut stabil. Auf trockener Straße haben wir das Stempeln nicht in ein Einknicken verwandeln können. Beschleunigen auf Geraden sowie in hoher Schräglage lässt das Hinterrad völlig unbeeindruckt. Es vermittelt dem Fahrer ein exaktes Gefühl und liefert super Feedback für den Grenzbereich. Wir haben mit dem Satz knapp über 3000Km geschafft, jedoch halten wir diese Laufleistung für nicht repräsentativ.
Die Reifen wurden für den Test größtenteils hart beansprucht was die Flanken des Hinterrades zeigen. Für realistisch halten wir eine Laufleistung von 6000Km und mehr mit einem Satz.
Einer unserer Leser berichtete von 8000Km mit einem Satz auf einem Supersportler!
Die Mittleren Gummimischungen der Reifen sind für Laufleistung konzipiert, was Fahrer die auch mal Autobahn fahren oder ein paar Km bis zur Hausstrecke haben freuen wird. Obwohl unsere Testreifen zum Ende der Laufleistung auf den Flanken kaum noch Profil aufwiesen und die Reifenmitte noch gefühlt Verschleißfrei war, wurde das Fahrverhalten nicht Kippelig.
Bridgestone hat hier einen Reifen im Sortiment der sein Verhalten über die Gesamte Laufleistung kaum ändert und bis zum Ende des Gummis Spaß macht sowie Performance abliefert. Die Nässeeigenschaften kann man nur positiv erwähnen, denn die japanischen Pneus vermitteln auch im strömenden Regen ein super Gefühl und viel Haftung. Da wir die Eifel bei Nässe aber nicht als optimale Testumgebung befunden haben, sind wir unter diesen Bedingungen nicht ans Limit gegangen.
Nürburgring Grand-Prix Strecke
Auf der Nürburgring Grand-Prix Strecke haben wir den Luftdruck auf kalt V/H 2,2/2,1 angepasst. Mit dieser Luftdruckanpassung generiert der Gummi spürbar mehr Grip in allen Lebenslagen, augenscheinlich steigt damit aber auch der Verschleiß deutlich. Bridgestone gibt an, dass man den Luftdruck auf der Rennstrecke, dank der harten Karkasse, vorne auf 2,1 Bar und hinten auf 1,8 Bar absenken kann. Nach wenigen Kurven auf der Rennstrecke zeigen unsere Testreifen aus welchem Holz sie geschnitzt sind - oder eher aus welcher Gummimischung. Dank des präzisen Einlenkverhaltens trifft man die Scheitelpunkte ohne große Anstrengungen, selbst bei einem Überholvorgang am Kurveneingang funktioniert das nachkorrigieren der Linie, damit man innen bleibt, spielerisch. Der Reifen überrascht - für einen Hypersportreifen! - mit viel Sidegrip und steckt den Stress, den die 202PS starke GSX-R ihm aufdrückt, sehr gut weg. Er brilliert mit seinem absolut klaren Grenzbereich, der selbst nach mehreren Turns bei Strahlendem Sonnenschein und 30°C, zwar etwas näher rückt, aber deutlich angezeigt wird. Das Redaktionsteam war sich am Ende des Tages einig, dass wir die Performance nicht mit einem Slick vergleichen können, hier aber einen Reifen vorfinden, mit dem man schnelle Runden auf der Rennstrecke drehen kann und das bei unterschiedlichsten Bedingungen.
Direkter Vergleich Zum Bridgestone S21:
Um einen Aussagekräftigen Vergleich zu ermöglichen, haben wir unsere Test GSX-R zuerst mit neuen Bridgestone S21 bereift und sind diese 2000Km gefahren um ein eindeutiges Gefühl dafür aufzubauen. Anschließend haben wir einen Satz S22 montiert, sind diese bis unter die Verschleißgrenze gefahren (siehe Bilder) und haben dann nochmals den Satz S21 Montiert um die Eindrücke ein letztes Mal gegenprüfen zu können.
Im direkten Vergleich merkt man sehr schnell, dass das Vorderrad überarbeitet worden ist. Der S22 ist deutlich stabiler in Schräglage und vermittelt damit etwas mehr Gefühl. Das Motorrad fährt genauso zielgenau wie mit dem S21, jedoch ist es einfacher in Schräglage am Gas oder auf der Bremse die angepeilte Linie zu halten. Das führt leider auch dazu, dass der S22 nicht ganz so Agil ist, wie sein Vorgänger. Wir reden hier aber nur von einer Nuance, die man nur in Hochgeschwindigkeitskurven merkt, wenn man das Motorrad sehr schnell von der einen Seite auf die andere Seite umlegen muss. Das Hinterrad ist seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Die Ingenieure haben mit Ihrer Weiterentwicklung das Kaltlaufverhalten deutlich verbessert. Verlangt der S21 bei Temperaturen von 10°C nach einer kurzen Warmfahrphase in der er etwas „hölzern“ wirkt, ist der S22 da deutlich gutmütiger. Das hölzerne Gefühl kennt Bridgestones Evolution nicht. Dazu wirkt er bei diesen Bedingungen, sowie bei Nässe, souveräner und vermittelt dem Fahrer ein tolles Gefühl. Wir gehen davon aus, dass dies vor allem Piloten die nicht immer auf der letzten Rille unterwegs sind entgegen kommen wird und somit den Reifen Gutmütiger macht. Glaubt man der Traktionskontrolle der Suzuki, hat der S22 auch etwas mehr Grip als sein Vorgänger, diese regelt bei gleicher Geschwindigkeit auffallend weniger. Dies könnte aber auch von der Stabilisierenden Konstruktion herführen, die den Reifen weniger walken lässt und dadurch zu weniger Differenzen beim Abrollumfang führt. Ohne Traktionskontrolle meldet sich der S22 bei ähnlicher Belastung und in ähnlicher Art und Weise wie sein Vorgänger, vermittelt dabei aber ein beherrschbareres Gefühl – Da sind sich unsere Tester einig.
Fazit
Wir sehen die japanische Weiterentwicklung als eine der sportlichsten im Hypersportbereich. Dieser Reifen entfaltet sein Potential vor allem, wenn man ihm die Sporen gibt und lässt keine Zweifel wofür er konstruiert wurde. Kaum ein Reifen in seiner Kategorie ist so Agil und lässt das Motorrad so spielerisch handlich wirken wie der S22. Darüber hinaus verleiht er dem Motorrad eine Millimetergenaue Präzision und ist so Hochgeschwindigkeitsstabil, dass er in der Kategorie „Sportlichkeit“ im Hypersportsegment neue Maßstäbe setzt. Trotz der Sportlichkeit wurde die Alltagstauglichkeit nicht vergessen. Bei Kälte sowie bei Regen ist der Reifen gutmütig und damit unkompliziert geworden, was ihn in einem sehr großen Anwendungsgebiet funktionieren lässt. Die Eigendämpfung des Reifens fällt im Vergleich zur Konkurrenz eher gering aus, was wir aber nicht negativ Bewerten. Wir finden diese passend zum Konzept der sehr sportlichen Ausrichtung und man sollte nicht unerwähnt lassen, dass genau diese Eigenschaft die erwähnte Hochgeschwindigkeitsstabilität und das Messerscharfe Feedback ermöglicht. Die harten Mischungen in der Mitte des Reifens ermöglichen viele Autobahn KM, ohne den Reifen eckig werden zu lassen. Sehr interessant für Motorradfahrer, die erstmal eine Anreise bis zur Haus- oder Rennstrecke auf sich nehmen müssen um danach anzugreifen.
Liebe Grüße euer David B.