Der Sommer war zu Ende, es gab einen schönen „Familienurlaub“ und ein tolle Motorradtour, nach längerer Zeit einmal wieder durch die westlichen
Alpen
bis ans
Mittelmeer
und zurück.
Da man in Corona-Zeiten ja vorher nur bedingt planen kann, entsteht so einiges gezwungenermaßen eher spontan in Sachen Urlaub.
Nun hatte der Herbst begonnen und der Blick auf die eigenen Urlaubstage brachte noch so einiges Ungenutztes hervor.
Mit Vorplanung in Sachen Weihnachtszeit und Jahreswechsel blieben da noch rund 10 freie Tage übrig. Diese galt es doch tunlichst bestmöglich zu nutzen!
Ich hörte mich etwas im Bekanntenkreis um und in der Tat ging es meinem Freund Jochen ganz ähnlich. Auch dort hatte Corona ähnlich viel ungenutzte Urlaubstage übrig gelassen.
Schnell waren wir beiden uns einig, noch einmal mit dem Motorrad auf Tour zu gehen.
Nach kurzer Absprache hatten wir ein Zeitfenster in der 2. Oktoberhälfte gefunden. Da man zu dem Termin nicht unbedingt überall tolles Wetter erwarten kann, beschlossen wir, das genau Ziel unserer Reise eher spontan zu beschließen, bis eine Großwetterlage erkennbar erscheint.
Passend in unsere Planungsphase kam ein Angebot von Honda Deutschland in der Redaktion rein, man könne uns für eine Tour mit zwei Africa Twin Adventure Spirit unterstützen.
Das Modell-upgrade war nicht sonderlich groß und eine ausführliche Präsentation der AT gab es durch uns schon.
Allerdings hätten wir uns kaum ein bessere Reisegefährt wünschen können und somit nahmen wir in FFM
Eine mit Schalt- und eine mit Doppelkupplungs-Getriebe in empfang.
So eine Reise-Enduro erweitert die möglichen Ziele gegenüber unseren privaten Straßenmaschinen ja doch ganz ordentlich.
Wir beide haben zwar auch Modelle aus diesem Sektor, allerdings recht betagt und da ist jeweils noch etwas technischer Eingriff nötig, bevor diese „Schätzchen“ auf Reise gehen könnten.
Langsam näherte sicher der Termin und rund eine Woche vorher deutete sich eine recht stabile Hochdrucklage über Südost-Europa an. Entsprechend freundeten wir uns zunehmend mit der Idee einer Balkan-Tour an.
Da wir insgesamt nur 10 Tage Zeit hatten, wollten wir entsprechend schnell ins Zielgebiet kommen. Soll heißen: Wir überbrücken das Anreise-Teilstück mit einem Trailer. Jochen besitzt das nötige Material und konnte über eine Freundin auch einen geeigneten Abstellplatz für das Gespann in der Nähe von Rijeka organisieren. In den kommenden Tagen erhärtete sich die prognostizierte Wetterlage und somit stand unser Ziel fest.
Die beiden Hondas konnten wir mit Koffern ausgestattet am Freitagnachmittag abholen. Vom motolifestyle-Partner SW-Motech bekamen wir netterweise noch einen Tankrucksack und ein Topcase gestellt. Jochen und ich machten am Freitag noch einen halben Arbeitstag und gegen Mittag ging es dann vom Niederrhein los Richtung Frankfurt, um bei der Deutschland-Zentrale unsere beiden Maschinen abzuholen.
Der Papierkram war schnell erledigt, auch das Reiseziel war vorher abgesprochen. Einzig die Sache mit der grünen Versicherungskarte hatte ich an dem Tag nicht mehr auf dem Schirm…
Die Maschinen waren recht schnell verzurrt und wir machten uns auf den Weg. Nachts gab es eine rund 5-stündige Schlafpause auf einem Rastplatz in Österreich, so dass wir etwa zum verabredeten Zeitpunkt gegen 9 Uhr morgens an unserem Abstellplatz in Kroatien ankamen. Kurz nach 11 Uhr waren wir dann abfahrbereit. Alle zusätzlichen Teile waren verbaut und unsere Sachen verstaut. Ich hatte mein TomTom an einem mobilen Halter montiert und über die Bordsteckdose mit Strom versorgt. Wir hatten uns in den letzten Tagen natürlich etwas vorbereitet und die erste Route Richtung bosnischer Grenze war geladen.
Zunächst ging es für uns noch in Küstennähe um den Großraum Rijeka herum und kurz danach ins Hinterland. Kaum entfernten wir uns von der Küstenlinie, ging es sogleich in die Berge. Über wunderbar kurvige Straßen ging es ziemlich direkt gen Osten. Auf diesem ersten Teilstück gewöhnten wir uns recht schnell an unsere fahrbaren Untersätze. Ich selbst kannte bisher nur die 1000er CRF, noch nicht das aktuelle Modell mit dem 1100er Motor.
Hier hatte meine Redaktions Kollege damals beim Ausführlichen -Test, die Nase vorn.
Für mich nun also. das erste mal 1100er AT.
Was mir recht schnell auffiel: Im Standard D-Modus schaltete mir das
DCT zu weit hoch. Das ist zum lässigen Gleiten auf der Landstraße ganz passend, aber im Stadtverkehr mit ständigen Lastwechsel nicht ideal. Ratzfatz ging es die Gänge hoch, bis die Drehzahl unterhalb von 2000 1/min fiel. Hierbei schüttelt sich die
Honda
aber gerne beim spontanen Gasgeben erst einige Sekunden, bis das Getriebe einen kleineren Gang wählt. Das waren mir immer ein paar Gedenksekunden zu viel, da solche eine Situation im besagten Stadtverkehr ja ständig vorkommt. Schneller geht das Runterschalten freilich, wenn man das Gas deutlich weiter aufreißt, aber das ist verkehrsbedingt meist zu viel des Guten.
Um es vorweg zu nehmen: Für die meisten Fahrsituationen passte für mich der Modus “Sport-1” am besten. Dort wird das Drehzahlniveau etwas höher gehalten, so dass spontanes Beschleunigen ohne Geschüttel der Maschine funktioniert. Für flotteres Angasen auf kurvigen Bergstraßen gefiel mir im Laufe der Tour “Sport-2” am besten. “Sport-3” erhöht schließlich das Drehzahlniveau weiter, was angesichts des großzügigen Hubraums nur wirklich selten nötig sein sollte. Kurz und grob gesagt: Ein Modus nach oben heißt im Betrieb oft einen Gang nach unten.
Nach einiger Zeit kamen wir durch Vrbovsko, von hier führte uns der Weg nahe der slowenischen Grenze über kleine Nebenstraßen Richtung Karlovac. Hier war es nach gut 100 gefahrenen Kilometern Zeit für eine richtige Pause an einem Gasthaus. Nach einem schönen Kaffee in der Sonne ging es dann weiter.
Nun wollten wir auch einmal das beim Bordcomputer verbaute Android Auto ausprobieren. Mein Xiaomi Mi9 wollte sich zwar irgendwie verbinden, aber die erwartete Oberfläche erschien nicht im Display. Mehrmalige versuche führten immer wieder zum gleichen Ergebnis: Ja, Smartphone ist schon (irgendwie) verbunden, aber die erwartete Anzeige samt Apps erschien nicht. Wirklich schade, ich hatte mir im Vorfeld ein paar Android Auto kompatible Apps besorgt, was das abfahren von Strecken oder auch Offroad-Navigation angeht. Jochen hatte mit seinem Samsung (Galaxy S9+) mehr Glück. Bei ihm startete nach der Verbindung die Oberfläche, wie ich sie auch bei mir erwartet hätte. Mangels weiterer Apps versuchte Jochen dann zunächst einmal Google Maps.
Schon beim Einrichten gab es die Meldung, dass kein Headset verbunden wäre und dieser Hinweis wiederholte sich dann während der Fahrt alle paar Minuten und muss jedes Mal im Display, welches dann nichts anderes mehr anzeigt, bestätigt werden.
Um der eigenen Nerven Willen wurde das Experiment dann schnell abgebrochen. Vielleicht hätte ich doch noch ein
iPhone einpacken sollen, um
CarPlay auch noch zu testen. Derweil war ich froh, mein
TomTom dabei zu haben.
So langsam näherten wir uns unserem Tagesziel, dem
Petrova Gora Monument (oder zu Deutsch:
Denkmal des Aufstandes der Einwohner von Kordun und Banija).
Hier im
kroatisch-bosnischen Grenzgebiet gibt es so einige
Lost Places, die durch den Balkankrieg in den 1990er Jahren entstanden. Dieses Monument ist eins davon.
Die Straße hinauf war entsprechend gesperrt, allerdings recht halbherzig, so dass man auch mit einem Auto ohne Probleme hinauf fahren kann. Oben auf dem Berg fanden wir einen kleinen Feldweg, der von hinten herum an das Monument führte. Erst später sahen wir den großzügigen Fußweg mit dem weiten Platz auf der Vorderseite.
Das Denkmal wurde 1981 erbaut und erinnert an den Widerstand gegen die Faschisten im 2. Weltkrieg. Nach der
kroatischen
Unabhängigkeitserklärung 1991 und dem folgenden Krieg wurde das Denkmal stark vernachlässigt, was natürlich auch durch die grenznahe Lage mit den verbundenen Kämpfen begründet ist. Neben dem normalen Verfall wurden mit der Zeit auch die Inneneinrichtung ausgeplündert und die Edelstahlverkleidung demontiert.
Trotzdem ist diese Ruine nach wie vor sehr bekannt und wird auch durchaus besucht. Wirklich allein ist man hier oben selten, so “lost” ist der Place also nicht wirklich.
Durch eine spontane Bekanntschaft hier oben kamen wir auch zu unserem ersten Quartier. An der Hauptstraße ins Tal liegt ein schöner, recht einsamer Gasthof, in dem wir uns einquartieren konnten.
Wir hatten eine ruhige Nacht im Nichts der Berge, was uns eher an den
Schwarzwald
erinnerte als an
Kroatien, wie man es sich so vorstellt.
Nach einem guten Frühstück packten wir am nächsten Morgen zusammen und machten uns auf den Weg. Das nächste Ziel war ein weiterer verlassener Ort, ein ehemaliger Militärflughafen im Grenzgebiet. Bis dort waren es etwa 90km zu fahren.
Das besondere an dem
Flugplatz Željava sind seine Flugzeugkavernen. Das sind unterirdische bzw. in einen Berg gebaute Hanger. Konkret handelt es sich hierbei um die größte Anlage ihrer Art in
Europa. Sie wurde zwischen 1957 und 1970 erbaut und es waren dort bis zu 80 Kampfflugzeuge vom Typ
MiG-21 stationiert - alle im Berg!
Es gibt 3 Fliegerstollen, die bis zu 500m tief in den Berg gebaut wurden, alles so konstruiert, um einen Atomschlag zu überstehen. Die gesamte Anlage wurde ebenfalls 1991 von der
jugoslawischen
Armee im Zuge des Krieges verlassen, vorher aber in weiten Teilen gesprengt und vermint.
Am Eingangsbereich zum Gelände wird man von einer alte Douglas C-47 empfangen, zudem stand dort unerwartet noch ein Polizeiwagen. Wie sich herausstellte, diente der zur Absperrung des Geländes, weil dort gerade eine Jagd stattfand. Auch diese Lost Place wird gerne besucht und somit wollte man möglichen Unfällen vorbeugen. Wir schauten uns somit zunächst einmal das alte Flugzeug etwas an und auch gegen die Nutzung der Drohne hatte die Polizei nichts.
Wir erfuhren immerhin auch von vielen Minen auf dem Gelände und das man möglichst nicht die Pisten verlassen und auch nicht in die Stollen gehen solle. Überall kann leicht etwas passieren. Zudem gibt es eine Startbahn, die über die Grenze verläuft und dort Kameras positioniert sind. Dort sollte man aufpassen, sonst macht man sich dem unerlaubten Grenzüberschritt schuldig und wird schnell aufgegriffen mit entsprechendem Ärger!
Gerade als wir überlegten. ob wir erst noch irgendwo einen Kaffee trinken wollen, gab es die Meldung per Funk, dass das Gelände wieder freigeben werden kann.
Da die große Gruppe direkt zu der am besten zugänglichen Kaverne fuhr und entsprechend überall Motorräder standen, fuhren wir zunächst bis zum anderen Ende der hinteren Startbahn.
Danach machte ich noch einen kleinen Abstecher zur “Grenzbahn”, um mit einigen Meter Abstand vor der Grenzmarkierung zu halten. Die Warnung war ja eindringlich genug.
Auf dem Weg zurück zum zentralen Platz machten wir dann noch ein kleines Beschleunigungsrennen, schließlich hat man ja nicht so oft eine schnurgerade, leere 2km Piste vor sich. Nun ging es zur Kaverne, die anderen waren inzwischen wieder weg. So passte der Eingang besser als Fotomotiv.
Natürlich fuhren wir auch noch ein Stück hinein, aber abseits der Lichtkegel der Scheinwerfer war es wirklich sehr schnell absolut stockfinster und hier gibt es wirklich einiges an Löchern im Boden. Somit kehrte ich, nachdem ich einmal das Licht ausgeschaltet hatte, nach kaum 100m besser wieder um.
Ein wirklich beeindruckender aber auch bedrückender Ort.
Wir machten uns wieder auf den Weg, nun sollte es direkt zur Grenze nach Bosnien-Herzegowina gehen. Das war nur gar nicht so einfach in diesem Wirrwarr an verlassenen Straßen und Wegen, die das Navi mal mehr, mal weniger kannte. Die erste erreichte “Grenze” war somit wieder ein abgesperrter Weg (mit Kamera). Es dauerte etwas, bis wir wieder auf einer normalen Straße ankamen, der ursprüngliche Weg zurück wäre sicher die bessere Wahl gewesen, aber hey honda besrtätigt ja die off-Road qulität ihrer Africa Twin, also lets-go dachten wir uns.
Auf dem richtigen Weg angekommen waren wir schnell an der Grenze und waren nach einfachen Kontrollen der Papiere (Mensch und Maschine) in Bosnien-Herzegowina angekommen. Von einer grünen Versicherungskarte wollte übrigens niemand etwas wissen, so war es 2014 bei mir auch schon, als ich zwischen diesen beiden Ländern wechselte.
Nicht weit hinter der Grenze kamen wir durch Bihać, hier machten wir erst einmal einen Kaffeestop und zogen uns etwas Geld am nächsten Automaten: Konvertible (oder auch bosnische) Mark. Nach der Pause in Bihać führte uns der Weg direkt gen Südosten, immer unweit der kroatischen Grenze entlang. Weite, oft kurvige Strecken durch schöne bergige Landschaften mit sehr wenig Verkehr. Anfangs auf feinem Asphalt, der zunächst etwas “löchriger” wurde und schließlich aus der Straße eine zig Kilometer lange, breite Schotterpiste machte. Spätestens jetzt waren wir uns sicher, mit den beiden Hondas auf den richtigen Maschinen zu sitzen!
Trotz diverse Unebenheiten konnten wir hier zügig voran kommen, meistens waren wir mit 60-80 km/h unterwegs. Das ging sehr gut, dank der großzügigen Federwege der
Africa Twins und des semiaktiven Fahrwerks. Von Modus “Tour” schnell auf Modus “Schotter” und schon war man wieder perfekt komfortabel unterwegs. Im weiteren Verlauf der Reise sollten wir die diversen Möglichkeiten aus Fahrwerks-Setting und Motormapping (ganz abseits vom
DCT) wirklich sehr zu schätzen wissen! Was auch immer uns für ein Geläuf vor die Räder kommen sollte, die
Hondas hatten auf Knopfdruck die passenden Antworten parat.
Hier die überwiegend glatten Schotterpisten waren noch weniger ein Problem, wir sollten im weiteren Verlauf der Reise noch ganz andere Schlaglochpisten befahren.
Wir kamen also gut voran und stießen auf unserem Weg nach wie vor immer wieder auf Überbleibsel aus dem Krieg. Von zerstörten Dörfern und kleinen Häuseransammlungen bis auf Behelfsbrücken, die wohl noch länger ihren Dienst zu verrichten haben.
All das immer wieder eingebettet in wunderschöne Berglandschaften, die durch die Herbstsonne in magisches Licht und bunten Farben getaucht wurden. Einfach nur schön…
Es blieb beim regelmäßigen Wechsel des Untergrundes, von alter mit Löchern durchsetzter Straße über feinen neuen Asphalt zu Schotter-Passagen. Der Wechsel erfolgt auch gerne einmal mitten auf einer Straße.
Wir kamen aber durchgängig gut voran und so erreichten wir schließlich Livno, wo wir uns ein Quartier für die Nacht suchten. Die Stadt liegt ungefähr auf der Höhe von Split, um die Sache einmal geografisch einzusortieren.
Hier stiegen wir im
B&M Hotel am Stadtrand ab. Ein großes und komfortables Haus mit Tiefgarage und großen Restaurant, wir hatten eine erholsame Nacht.
Am nächsten Morgen machten wir uns frisch, gingen zum Frühstück und danach noch schnell gegenüber in den großen Supermarkt. Etwas Verpflegung für Unterwegs und natürlich den Getränkevorrat auffrischen. Dann packten wir zusammen, checkten aus und machten uns wieder auf den Weg. Das erste Tagesziel sollte die Stadt Mostar sein. Hier natürlich in erster Linie die bekannte Brücke Stari Most in der Altstadt, welche im Balkankrieg zerstört und danach originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Da wir dieses Mal auf der Durchreise waren, fuhren wir vor Ort angekommen auf eine parallele Brücke über die Neretva. Keinen (bewachten) Parkplatz für die Maschinen suchen und dazu einen schönen Blick auf die Brücke, die im Original aus dem Jahr 1566 stammt.
Nachdem wir die Stadt verlassen hatten wurde es schnell wieder einsam auf den Straßen, die uns immer tiefer in die Berge brachte. Herrlich kurvig ging es bei Traumwetter weiter gen Südosten.
An einem kleinen Café machten wir dann eine kleine Kaffeepause. Obwohl es doch recht frisch war, blieben wir draußen in der Sonne auf der Terrasse sitzen. Der Grund ist ein Umstand, den wir von daheim inzwischen so gar nicht mehr kennen und einem deshalb umso merkwürdiger bzw. störender vorkommt: Innen war die ganze Bude von Zigaretten eingeräuchert, denn einige Bauarbeiter machten hier auch gerade eine Pause.
Das sollte uns in der nächsten Woche weiter begleiten.
Weiter ging es immer tiefer ins Hinterland, nur noch selten kamen wir durch kleine Ortschaften, dafür aber immer wieder einmal an kleinen Flussläufen vorbei, dier allesamt wenig Wasser führten, eins davon war dann ganz ausgetrocknet. An einer stelle gab es dann eine Zufahrt runter zum Fluss, die haben wir dann gleich einmal benutzt, schließlich waren wir mit den passenden Fahrzeugen unterwegs! Wir fuhren etwas durch das Flussbett und machten schließlich eine kleine Pause.
Wir verließen das Flussbett wieder und es ging weiter in die Berge. Wir hatten seit unserem Start durchgängig gutes Wetter, nur ein paar Wölkchen begleiteten uns auf unseren kurvigen Straßen, die immer wieder tolle Ausblicke in schöne Landschaften bot. Viel Gegend, kaum Menschen, fast null Verkehr. Kleine Ansiedlungen erkannte man aus der Ferne meist daran, dass irgendwo irgendwas verbrannt wurde.
Unsere nächste echte Pause machten wir schließlich am Klinje-See mitten in den Bergen. Ein kleiner geschotterter Parkstreifen neben der Straße, eine Sitzgruppe in einer offenen Hütte luden uns kurz zum Verweilen ein.
Nach etwa 20min ging es für uns weiter. Die Berge um uns herum wurden zunehmend höher, von eher mittelgebirgs-ähnlicher Landschaft wurde es langsam immer alpiner.
Wir erreichten schließlich von Westen kommend das tiefe Tal der
Drina, welchem wir rund 13km nördlich folgten, um dann nach einer Brückenüberquerung auf der anderen Talseite wieder südwärts zu fahren. Dieser Fluss entsteht rund 20km südlich aus dem Zusammenfluss von
Piva und
Tara.
Die Straße folgt ab jetzt dem Tal der
Piva, genau hier kurz vor der Brücke über das letzten Stück der
Tara
liegt die Grenze zu
Montenegro. Eine ganz kleine Grenzstation aus einem Häuschen bestehend lag an dieser Bergstraße, auch hier war nicht viel los. Verständigungsprobleme hatten wir eigentlich nie auf unserer Reise, die Grenzer sprachen immer
Englisch
(von ein paar nötige Brocken bis recht fließend) oder auch ein paar Wörter
Deutsch. Hier kam für uns nun auch das erste Mal das Thema “Grüne Versicherungskarte” ins Spiel. Da wir diese nicht hatten, mussten wir eine Versicherung für die Motorräder abschließen. Wenn ich micht nicht irre, waren das umgerechnet 12€ für 4 Wochen. Nunja, damit konnten wir ja doch leben. Nach der Brückenquerung waren wir in
Montenegro
angekommen!
Es ging weiter an der Piva flussaufwärts entlang, die Schlucht wurde immer enger und die Straßen schmiegte sich mehr und mehr an die Felswand oder nahm kleine Tunnel. Von weitem konnten wir eine weitere Brücke über den Fluss erkennen.
Genau auf dieser Brücke machten wir dann auch den nächsten Stopp, allein um die Aussicht zu genießen und auch, um den Blick durch die Linse der Drohne zu erweitern. Was für eine spektakuläre Landschaft gleich am Anfang von diesem kleine, doch recht unbekannten Land!
Wir waren wirklich begeistert und dabei waren wir erst ein paar Kilometer in diesem Land, welches uns mit am meisten auf unserer kurzen Reise begeistern sollte!
Die Straße schlängelte sich nun stetig in die Höhe und schon bald stießen wir auf den Grund:
Vor unseren Augen wuchs sie Mratinje-Staumauer 220m hoch über den Fluss in die Höhe. Auf der anderen Seite erstreckt sich der Stausee Pivsko Jezero rund 33km in die Länge, mit diversen kleinen Verästelungen in Seitentäler der hier bis zu fast 2000m hohen Bergen.
Wir fuhren nun weiter am Seeufer entlang bis sich der See in zwei Täler teilte, die Hauptstraße führte über eine weitere Brücke nach Süden zum kleinen Ort Plužine. Hier hatten wir uns vorher im Netz ein Quartier ausgesucht. So haben wir das während der Reise immer gemacht: Ein Ort gesucht, in dem es möglichst nicht nur ein Hotel/Gasthaus oder Restaurant gibt. Wir haben nämlich schnell feststellen müssen, dass viele dieser Örtlichkeiten wohl eher im Sommer betrieben werden und in der zweiten Oktoberhälfte schon geschlossen haben.
Fest gebucht haben wir somit auch nie, etwas herausgesucht und angepeilt, dann aber erst einmal geschaut. Was hilft uns eine kleine geöffnete Pension, wenn alle Restaurants inzwischen geschlossen haben. Hier im Ort war das angepeilte Ziel das Guesthouse Zvono. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Blues- und Jazz-Kneipe mit kleinen Gartenhäusern, in denen man 2-4-Bett-Zimmer mieten kann.
Es war noch ein 3-Bett-Zimmer frei, allerdings musste das noch hergerichtet werden. Kein Problem, die rund 20min Wartezeit überbrückten wir mit einem leckeren, kühlen Ankommbier.
Als wir unser Zimmer beziehen konnten, lief noch die Waschmaschine im Badezimmer, aber auch das war kein Problem. Wir richteten uns etwas ein und schon bald wurde es dunkel, es war ein langer Tag. Wir hatten einen schönen Abend mit sehr leckerem Schwarzbier und einem tollen Essen zu, inzwischen gewohnt, sehr moderaten Preisen! Dabei planten wir auch wieder ganz grob die weitere Richtung, so machten wir das immer alle 1-2 Tage. Ein genaues Tagesziel wird immer erst unterwegs festgelegt.
Am nächsten Morgen gab es in der Gaststätte ein gutes Frühstück, dann packten wir Zusammen und machten uns wieder auf den Weg. An diesem Morgen war es hier im Tal recht bedeckt, kühl war es zudem eh fast jeden Tag. Nachts ging es auch schon mal bis in den leichten Frostbereich.
Das Verzichten auf die Campingausrüstung war somit kein wirklicher Fehler.
Zurück über die letzte Brücke des Vortages ging eine kleine Piste seitlich von der Hauptstraße ab, diese verschwand direkt in einen Tunnel. Die folgenden Straße windete sich abenteuerlich in die Höhe, selten mehr als einspurige ging es über schlechtem Geläuf ständig in kleine, kurvige Tunnel ohne jegliche Beleuchtung.
Wir schraubten uns Stück für Stück in die Höhe, bis wir bald an einem kleinen Aussichtspunkt mit Häuschen vorbei kamen.
Auch dieser Stopp sollte sich lohnen. Ein schöner Blick von oben über den Stausee und der gefahrenen Straße, deren Verlauf immer nur in Teilen zu erahnen war.
Wir fuhren weiter nach oben und irgendwann erreichte diese P14 genannte Route eine Hochebene, auf der es weiter kurvig durch die schöne Landschaft ging, nun aber oberhalb der Wolkengrenze. Ab jetzt lachte uns die Sonne an.
Wir mussten nur dem Weg folgen, um in den Durmitor-Nationalpark zu kommen. Die einsame Straße schlängelte sich durch die wie gemalt wirkenden Landschaft, die wir wieder für uns alleine hatten.
Der Nationalpark hat seinen Namen vom Bergmassiv und gehört schon seit 1980 zum UNESCO-Naturerbe. Wer hier schon einmal war, weiß auch warum. Man möchte fast ständig anhalten, um die tollen Ausblicke auch wirklich genießen zu können. Die Berge erreichen hier bis über 2500m Höhe, allein 48 Gipfel überragen die 2000er-Marke. Das einzige an Verkehr hier oben waren oft kreuzenden Tiere.
Die ganze Region wird natürlich auch zunehmend vom Tourismus entdeckt, gerade im Sommer ist das hier ein beliebtes Wandergebiet. So gibt es natürlich auch passende Spots für die Generation Instagram.
Im Oktober geht die Region aber wohl schon langsam Richtung Winterschlaf. Genau an dieser Stelle kamen dann plötzlich 2 andere Fahrzeuge aus dem NIchts. Kurz darauf war es aber wieder ruhig und wir wieder alleine.
Wir kamen immer weiter in den östlichen Teil des Nationalparks und näherten uns dem Crno Jezero (Schwarzer See), einen kleinen, wunderschönen Gletschersee in der Nähe des Ortes Žabljak. Als wir dann dort ankamen war es mit der Einsamkeit aber schnell vorbei. Der See ist recht gut erschlossen und es gibt viele Wanderwege um ihn herum. Das passte nicht so ganz zu dem einsam gelegen Bergsee, den wir erwartet hatten. Entsprechend kann man dort auch nicht direkt ranfahren. Alles zurücklassen und eine Seewanderung kam für uns aber auch nicht in Frage, so fuhren wir bestmöglichst über kleine Pisten heran und bemühten den Blick von oben.
Wir machten uns dann bald auf den Weg weiter gen Osten. Es sollte nicht lange dauern, bis wir die Landschaft das nächste Spektakel hergibt: Nach rund 20km Fahrt erreichten wir die Tara-Schlucht. Mit einer Länge von 78km und einer Tiefe von bis über 1300m ist es die größte Schlucht Europas. Wir kamen ziemlich mittig an der großen Đurđevića-Brücke an die Schlucht. Der nördliche Teil ist der deutlich tiefere und zugleich schlechter zugänglich. Eine Straße führt hier nicht entlang.
In der Nähe der Brücke machten wir einen Kaffeepause mit schöner Aussicht ins tiefe Tal. Für uns ging es nach der Pause Richtung Süden weiter, der befahrbare Teil der Schlucht. Auch auf dieser Strecke herrschte wieder wenig Verkehr, aber das kannten wir ja nun schon.
Es ging immer weiter der Tara entlang, auch als die Schlucht sich langsam weitete. Bei Mojkovac verließen wir den Fluss schließlich und bogen von der P4 auf die E65 ab. Klingt nach Europa-Autobahn, ist aber eine weitere kurvige Landstraße durch die Berge weiter gen Südosten. Wir wollten an diesem Tag noch das kleine Land (das erste Mal) durchqueren und weiter bis in den Kosovo. Wir kamen gut voran und machten dann ein ordentliche Stück weiter noch eine kurze Pause am Ufer des Flusses Lim, indem wir kurz von der Hauptstraße einem kleinen Weg folgten.
Einen Happen essen, etwas trinken, Gelenke ausschütteln und schon ging es weiter.
Die E65 verließen wir schließlich bei
Rožaje und folgten nun der P8 Richtung
Kosovo. Die Straße schraubte sich nun rasch und sehr kurvig in die Höhe. Auch rückten die großen Berge wieder näher an uns heran. Wie hoch es für uns ging, merkten wir erst so langsam, als sich Schnee am Straßenrand zeigte. In der Woche, bevor wir los fuhren hat es in der Gegend hier sehr viel Niederschlag gegeben, ab einer gewissen Höhe fällt der halt als Schnee.
Ein Blick ins Internet erklärte die Lage dann schnell, unsere Straße hatte sich inzwischen auf über 1800m Höhe hinauf geschwungen, bevor es langsam wieder hinunter ging.
Auf der Abfahrt kamen wir dann auch an die Grenze zum
Kosovo. Diese Station war für unsere Verhältnisse eine eher größere ihrer Art.
Wie wir es nun schon kannten, benötigten wir wieder eine Versicherung. Die bekommt man immer in unmittelbarer Nähe der Grenzstation an so kleinen Häuschen. Hier wurde uns stolz erklärt, dass diese Versicherung für uns bis max. 14 Tage nichts kostet.
Wir bekamen die Police ausgehändigt und wurden mit guten Wünschen für die Weiterfahrt verabschiedet. Dann also noch einmal zur Grenze und die Papiere vorgelegt, dann konnten wir weiter.
Von hier aus ging es recht flott abwärts ins Tal, neben vielen Serpentinen stiegen auch die Temperaturen deutlich an. Unser Tagesziel war die Stadt
Gjakova, mit ihren rund 40.000 Einwohnern schon etwas größer. Vorher ging es noch durch die ähnlich große Stadt
Peja und ab hier wurde es wirklich weniger schön. Der Weg führte nun durch die Ebene auf recht viel befahrenen Straßen, Wege in die nahen Berge waren alles Sackgassen, die in kleinen Stichstraßen Richtung Grenze in den Bergen führten. Wenig reizvolle Straßen, viel Verkehr und allgegenwärtiger Gestank ließen uns wenig begeistert zurück.
Wenn man sich fragt, wo unserer alten Autos von vor 20-30 Jahren hin sind, hier fahren viele davon rum.
Wir peilten das Hotel Restaurant Tradita am westlichen Stadtrand an. Für unsere Motorräder sollte es noch einen Platz in der Garage gegenüber geben, die stellte sich dann aber doch als voll heraus. So konnten wir die Maschinen kurzerhand in einem freien Ladenlokal unterstellen, welches gerade umgebaut wird.
Das Restaurant war nicht wirklich geöffnet, aber der junge Mann an der Theke erklärte sich bereit, uns noch etwas zu kochen. Statt
a la Carte gab es somit eine Art Hausmacher Gulasch mit leckerem Brot und einem Salat. Schmeckte super, perfekt!
Einzig an die Tatsache mit dem Rauchen überall, daran mussten wir uns doch etwas gewöhnen.
Unser Tisch etwas abseits der anderen Gäste ließ es erträglich machen. Zudem planten wir den nächsten Tag im Groben durch, wir wollten von Prizren direkt gen Süden über R113 nach Nord-Mazedonien, komplett durch den Mavrovo-Nationalpark
um danach direkt nach Richtung Westen und nach Albanien weiter zu fahren.
Am nächsten Morgen gab es dann auch an der Unterkunft noch ein Frühstück und nach dem Auschecken als kleinen Geschenk für die Weiterfahrt einen selbstgemachten Schnaps in einer halbliter Wasserflasche abgefüllt.
Bezahlen ist für uns hier, genau wie in
Montenegro, übrigens sehr einfach und preislich vergleichbar, wird in beiden Ländern doch ganz offiziell in
Euro
bezahlt. Nicht im Sinne der
europäischen
Zentralbank (weil nicht der Teil der Währungsunion), aber von dieser bisher still geduldet.
Beim Gespräch erfuhren wir zudem, dass die angepeilte Strecke ins südliche Nachbarland evtl.
gesperrt sein könnte. Diese Vermutung sollte sich an einem Tankstopp später bestätigen. 2 Personen erklärten auf Nachfrage unabhängig voneinander, dass diese Straße gesperrt wäre. Wir mussten einen weiteren Schlenker weiter östlich einlegen.
Die Weiterfahrt Richtung
Prizren war zunächst ähnlich reizlos wie das letzte Stück am Vortag, erst ab dem kleinen Ort
Bishtazhin führte die R112 südlich der Hauptstraße in einem weiten Schlenker näher an die Berge heran. Die Straße war dann auch schon etwas netter zu fahren, vor allem mit deutlich weniger Verkehr.
Aber auch dieser Abstecher ins Hinterland änderte nichts an der Tatsache, dass wir wieder Richtung
Prizren mussten, mit rund 100.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt des
Kosovos. Der Verkehr hier ist schon etwas abenteuerlich, Verkehrsregeln oder die Nutzung (bzw. Funktion) von Blinkern usw. ist ziemlich Auslegungssache. Vorsicht ist hier generell ein guter Ratgeber, sobald man mit anderen Verkehrsteilnehmern zu tun hat.
Ich las im Vorfeld einmal, die
Kosovaren
wären die schlimmsten Autofahrer
Europas. Verneinen will ich die Aussage jetzt nicht unbedingt.
Als wir die Stadt hinter uns ließen ging es auf der R115 direkt kurvig in die Berge. Verkehr gab es hier nun wieder fast gar nicht mehr, allerdings weiter recht häufig wechselnde Belagsqualität der Fahrbahn.
Ab hier waren wir wieder in der Art Landschaft unterwegs, die wir in den letzten Tage so zu lieben gelernt hatten. Die Berge wurden zusehends höher, waren oben immer öfter mit Schnee bedeckt, zudem wurde die ganze Natur auch im Tal langsam immer herbstlicher.
Kurz vor der Grenze ging es wieder in zahlreichen Kurven und auch einigen Serpentinen den Berg hinauf, die Landesgrenze stellt hier auch die Passhöhe dar. Eine recht verlassene Gegend, wie es auch im Foto festgehalten wurde.
Oben angekommen kam wieder die Sache mit der grünen Versicherungskarte und der Tatsache, dass man an diesem Grenzübergang keine Versicherung kaufen kann. Zum Glück war es bis zur nächsten Grenze (die an der Hauptstrecke) nur 13km, so fuhren wir also weiter.
Das brachte uns dann zur Erkenntnis, dass eine Versicherung für
Nord-Mazedonien pro Maschine 50€ kosten sollte. Nach kurzer Überlegung war uns das dann doch zu viel, nur um ein paar Stunden durch das Land zu fahren.
Also kurze Kaffeepause und erneutes Überlegen, wie wir nun weiter machen. Direkt westlich von
Prizren
gibt es eine weitere Grenze, die direkt nach
Albanien
führt. Da wollten wir nun hin. Immerhin war das zu fahrende Teilstück sehr schön, das wussten wir ja schon.
Dann ging es erneut quer durch die Innenstadt und auf der anderen Seite wieder hinaus. Schon bald kam die Grenze nach Albanien. Hier gab es dann keine weiteren Schwierigkeiten: Die obligatorische Versicherung war zu erwerben und die Kosten waren wieder im üblichen Rahmen. Das “Versicherungsbüro” war hier eine kleine Kammer in so einem Flachdachbau, wo zwei betagte Männer saßen und natürlich rauchten. Das Dokument wurde aus einem kleinen, offenen Safe geholt und die Daten auf einem alten PC mit Röhrenmonitor eingetippt. Welche Daten in welcher Zeile landeten, war auch immer gewürfelt. Als Besitzer “Honda Deutschland” musste fast immer erklärt werden, teilweise landete auch die Adresse in Frankfurt dort. Aber schließlich hatte ich immer die nötigen Dokumente in der Hand. Obwohl die Grenzstraße im Prinzip eine Autobahn war, musste man schon etwas aus “Wildwechsel” achten.
Direkt hinter der Grenze gab es dann ein nagelneues, feines Asphaltband mit fast keinem Verkehr. Mein Navi kannte den Weg so noch nicht und war nach der nächsten Abfahrt (wegen einer dringenden Pinkelpause) vollends verwirrt. Der Weg endete übrigens nach der nagelneuen Abfahrt direkt in eine sehr grobe Schotterpiste. Nach dem wichtigsten Teil des Stopps schauten wir nach einer möglichen Unterkunft und peilten ein Hotel in der nächsten Stadt Kukës, kaum 20km nach der Grenze, an. Das Ziel lag mitten in einem Wohngebiet in einem Gewirr an kleinen Einbahnstraßen, die das Navi so natürlich auch nicht genau kannte. Sobald wir anhielten, um uns zu orientieren, waren wir immer von einer Traube Kindern umgeben, die auf eine einplapperten, auch in englisch. Schließlich hatten wir aber das Bar/Restaurant Hotel Oda Kuksit gefunden. Wir wurden direkt an der Seitenstraße in den Hinterhof gewunken, wo wir unseren Maschinen abstellen konnten.
Jochen ging kurz mit dem Besitzer rein, um das Zimmer in Augenschein zu nehmen, während ich bei den Motorrädern blieb. Das Zimmer musste noch hergerichtete werden, so sollten wir uns doch erst einmal in den Biergarten setzen, was wir auch gerne machten. Dazu gab es ein kühles Ankommbier.
Etwas später, als das Zimmer dann fertig war, kam der Chef noch einmal vorbei und wir fragten ihn nach einem Abendessen. Er meinte daraufhin, er müsse nur schnell einkaufen gehen, dann würde er uns eine lokales Menü machen. Das klang super, wir zogen uns also flott um und genossen noch so einige leckere, lokale Kaltgetränke. Irgendwann war es dann soweit, wir könnten runter in den Keller gehen, um dort zu essen.
Unser Gastgeber hatte wirklich nicht zuviel versprochen! Wir hatten wohl das beste Abendessen unserer ganzen Reise, dazu ein nettes Gespräche mit einem anderen Gast, der eine zeitlang in
Hamburg
gelebt hatte. Außerdem hatten wir eine Fährfahrt auf dem
Lake Komani gebucht.
Nach einer guten und geruhsamen Nacht gab es am nächsten Morgen noch ein schönes Frühstück und bald darauf machten wir uns nach der Bezahlung wieder auf den Weg.
Zunächst wusste das Navi wieder nicht so recht, wie wir wieder auf die nagelneue Schnellstraße kommen sollte, so irrten wir noch etwas in der Stadt umher, bis wir den Weg gefunden harten. Wir folgten der autobahnähnlich ausgebauten SH5 rund 10km, ab hier wurde aus der neuen Straße eine “echte” Autobahn und die alte SH5 schlängelte sich von nun an durch das
Prokletije, auch gern
Albanischen Alpen genannt. In den nächsten rund 2,5h sollten wir uns regelrecht schwindelig fahren! Von gut befahrbar bis zur kurzen Schlaglochpiste war unterwegs immer im Wechsel alles dabei, das Meiste war aber gut befahrbar. Wegen viel Dreck auf der Piste (sehr häufig feiner Sand bis Staub) war es bisweilen aber stellenweise arg rutschig.
Unterwegs gab es kaum wirkliche Orte, meistens nur kleine Ansammlungen von Häusern, hin und wieder auch verlassene und oft halb eingefallene Gebäude. Wie schon fast üblich zudem kaum Verkehr, oft sahen wir 30min nicht ein einziges anderes Fahrzeug auf der Straße.
Dazu war diese tolle, extrem kurvige Strecke in einer wunderschönen Landschaft eingebunden, verbunden mit dem herbstlichen Farbenspiel ein wirklich einmaliges Erlebnis!
Immer wieder machten wir einen kurzen Stopp, um Foto zu schießen oder einfach nur den Ausblick zu genießen. Schließlich näherten wir uns dem Fluss
Drin mitsamt seine regelrechten Kette von Stauseen.
Zentral in dieser Seen-Kette befinden sich 3 große Stauseen, der Längste davon ist der Fierza-See, der sich auf 55km Länge bis zurück nach Kukës zieht. An der gewaltigen Staumauer führte uns die Straße aus den Bergen hinunter. Direkt hinter der Mauer folgt direkt der nächste See, der Kuman-See.
Hier ist das Gebirge so schroff und auch hoch, dass Straßenbau in dieser dünn besiedelten Gegend wenig Sinn ergibt. Somit bleibt die Fähre, die den
Komani-Lake der Länge nach durchquert. Davon hatte ich im Vorfeld gelesen und das sollte auch eins der landschaftlichen Highlights der Reise sein.
Eine gute halbe Stunde vor der Abfahrt waren wir am Anleger und konnten dann auch rasch auf das Boot fahren.
Hier lernten wir einen Motorradfahrer aus dem Norden
Griechenlands
kennen, der öfters für ein verlängertes Wochenende rüber nach
Albanien
fährt. Die Fährfahrt machte er aber auch zum ersten Mal. Bald darauf füllte sich das boot noch mit diversen Fahrzeugen und dann ging es auch schon los.
Es folgte eine beeindruckend Fahrt von etwa 2,5h Länge über diesen See, der eher wie ein norwegischen Fjord wirkt. Nie breiter als 400m werden die Berge zunehmend höher und steiler.
Zudem wird der Wasserweg auch immer kurviger, bis an der engstens Stelle kaum 50m Breite blieben und links und rechts die Felsen hunderte Meter in die Höhe steigen. Was ich las war wirklich keine Übertreibung, diese Fahrt ist ein unbedingte must-do auf so einer Reise!
Allerdings ist auch in diesem Paradies die Kehrseite der Zivilisation angekommen. In manchen Ecken vom See, je nach Strömung, schwimmen inzwischen unmengen an Plastikmüll auf dem Wasser. Was Am Wegesrand inzwischen leider fast überall normal ist, macht natürlich vor dem Wasser keinen Halt.
Die Überfahrt endet direkt vor der Staumauer des Sees, vom Boot wird man direkt durch einen kleinen Tunnel geleitet, um dann auf der anderen Seite der Staumauer herauszukommen. Hier endet auch direkt der Seens-Kaskade mit dem
Vau-Deja-Stausee, an dem die Straße dann zunächst weiter verläuft. Wir hatten uns schon beim Rückstau im Tunnel an diversen Fahrzeugen vorbei gemogelt und das setzten wir schnell weiter fort.
Die Straße ab hier bis zu unserem Tagesziel Shkodra war nämlich auf fast voller Länge eine ziemlich Katastrophe. Das Setup der Honda stellten wir direkt auf offroad, das passte ganz gut und so konnten wir von unseren Boots-Mitfahrern sehr schnell keinen mehr im Rückspiegel sehen.
Erst als wir eine etwas längere Pause machten, kam unser neuer Bekannter aus
Griechenland
mit seiner
Suzuki V-Strom irgendwann vorbei gefahren. Wir genossen noch einmal den Blick auf den See mit seinen Fisch-Farmen, bevor es dann in die mit rund 150.000 Einwohner fünftgrößten Stadt
Albaniens
ging.
Wir haben uns unterwegs ein Hotel mitten im Zentrum dieser über 2400 Jahre alten Stadt ausgeguckt. Es lag dann in einer Fußgängerzone, so dass wir am Rande parkten und ich mich auf die rund 150m Weg bis zum
CityCenter Hotel machte. Der erste Eindruck war prima, die junge Frau sprach gut
Englisch
und war sehr nett. Zudem konnten wir die Motorräder im abgeschlossenen Hof an der Seite des Hauses parken. Zur Anfahrt sollten wir einfach durch die Fußgängerzone fahren, einen anderen Weg gibt es nicht. Nun gut, so machten wir es dann auch.
Nach dem Einchecken drehten wir erst einmal eine kleine Runde durch die Innenstadt, in unmittelbarer Nähe gab diverse Restaurants und Kneipen.Recht zentral liegt zudem eine große Moschee.
Wir suchten uns ein restaurant mit großem Balkon und netter Aussicht, wie üblich aßen wir gut und günstig. Danach schlenderten wir noch etwas durch die Gegend und genossen noch ein paar kühle Getränke. Hier schien Corona nicht so wirklich stattzufinden, Masken gab es eher sporadisch. Eben deshalb blieben wir auch lieber draußen.
Nach gewohnt geruhsamer Nacht gab es im Hotel noch ein gutes Frühstück an einem Tisch im Flurbereich des 1. Obergeschosses. Bezahlt hatten wir schon am Vorabend, so konnten wir nun direkt unsere Sachen packen und uns wieder auf den Weg machen.
Von hier waren es nur gute 15km, bis wir zur Grenze kamen. Unser weg führte uns aus
Albanien
raus und wieder nach
Montenegro
rein, dieses mal in die Nähe der Küste. Die Grenzformalitäten waren nun schneller erledigt, da wir schon die nötige Versicherung hatten.
Unser erster Stopp war ein Tipp, den wir unterwegs bekommen haben, die kleine Sandinsel
Bojana Island
als südlichster Punkt von
Montenegro. Wir fuhren ganz bis zum Ende der Straße, die uns dann direkt auf den Strand führte.
Die Insel ist aktuell eine Mischung aus fertigen und noch im Bau befindlichen Urlaubsresorts mit der entsprechenden Peripherie von großen, palmengesäumte Parkplätzen bis zu Bauhöfen und dann wieder (bisher) ungenutzter Strand. Das war per Drohne aus der Luft auch gut zu erkennen.
Wir machten uns wieder auf den Weg, zunächst über gut ausgebaute M2.4, die man wohl als Küstenstraße bezeichnen muss, obwohl sie meist genauso weit vom Meer entfernt verlief, dass man eben dieses nur sehr selten sieht. Schade, sah auf der Karte schöner aus.
Kurz bevor wir dann in die Berge abbiegen wollten, kamen wir noch an der malerischen kleinen Halbinsel
Sveti Stefan mit dem gleichnamigen Dorf vorbei.
In der Nähe machten wir noch einen kleinen Kaffee Stopp, bevor es wieder über die M2.3 in die Berge ging. Von dieser Hauptstraße zweigte die kleine P1 ab, die uns vom Hinterland aus Richtung
Kotor bringen sollte. Die Stadt bzw. dessen Umgebung gehört zu den Top-Zielen in
Montenegro, liegt sie doch am Ende der
Bucht von Kotor, dem einzigen
Mittelmeer-Fjord und daher ist Stadt und Umgebung auch seit 1979
UNSECO-Welterbe. So spektakulär die Meerseite ist, auch die Landseite kann da mithalten! Hoch aus den Bergen windet sich die Straße langsam hinunter und bietet immer wieder grandiose Aussichten!
Direkt unterhalb der Aussichtsterrasse winden sich dann die Serpentinen von Kotor hinunter ins Tal. Der (Gesamt-)Anblick auf eben dieser zahlreichen Kehren bleibt den meisten verwehrt. Wie gut, dass wir auch Fotos aus der Luft machen konnten, um diese Straße einzufangen.
Für eine Besichtigung der Stadt selber ließ unser straffe Zeitplan leider keine Reserven, so fuhren wir ein Stück am Fjord entlang, um einen weitere Kaffeepause zu machen.
Nun hatte uns so langsam das gute Wetter der letzten Woche verlassen. Nach zahlreichen Tagen mit strahlend blauem Himmel hatten wir seit dem morgen Wolken am Himmel, zunächst eher die dünnen Varianten, inzwischen hatte es sich zunehmend zugezogen. Während der Pause gab es dann einen kräftigen Regenschauer. Unser Timing passte wieder…
Nach dem Stopp ging es dann weiter um das Fjord herum und danach war es nicht mehr weit bis zur
kroatischen
Grenze. Von nun an hieß es für uns Meter machen, den Rest diesen und den folgenden zwei Tagen sollte es mehr oder minder direkt an der Küstenstraße entlang Richtung Norden gehen.
Gegen 18 Uhr und einsetzender Dämmerung erreichte wir
Dubrovnik, hier war ein Fotostopp an der Hauptstraße natürlich ein Muss.
Wir schauten uns auf der Karte etwas um und wollten in gut 10km in einen kleinen Ort abfahren, dort gab es auch Hotels. Dafür wollten wir nicht extra das Navi bemühen, aber das hat dann nicht geklappt. Irgendwie verpassten wir bei aufkommender Dunkelheit die Abfahrt und so fuhren wir schließlich noch einmal etwa 20km weiter, bis wir zum nächsten Ort kamen. Als wir nach Slano rein fuhren, war es inzwischen stockfinster.
Zum Glück fanden wir aber mitten im Dorf am Hafen direkt das Hotel Restaurant Kolarin. Es gab noch ein freies Zimmer und unsere Maschinen konnten wir in die Einfahrt stellen.
Nachdem wir uns fix eingerichtet und umgezogen hatten, wollten wir uns ein Ankommbier an der Marina gönnen. Direkt an einem kleinen Park am Hafen gab es auch einen Kiosk, an dem wir uns mit Kaltgetränken versorgen konnten. Hier am Meer war es doch deutlich wärmer als noch die Tage vorher im bergigen Hinterland. So saßen wir eine ganze Zeit auf einer kleinen Bank und blickten auf das nächtliche Meer.
Danach setzten wir uns draußen auf die Terrasse unserer Unterkunft und genossen ein leckeres Abendessen. Es dauerte gar nicht lange und ein ordentliches Gewitter zog auf, zufrieden saßen wir unter dem Dach und beglückwünschten uns zum erneut hervorragenden Timing.
Am nächsten Morgen war es wieder wolkig, aber trocken. Wir hatten erneut und gutes Frühstück, packten danach zusammen, checkten aus und machten uns auf den Weg.
Wer die Gegend kennt, weiß, dass man hier noch einmal ein knapp 10km langes Stück durch einen schmalen Streifen
Bosnien-Herzegowina muss. Eine etwas sonderbare Grenzziehung, aber nun gut. Da diese “Doppelgrenze” doch störend ist, baut
Kroatien
nördlich des kleinen “Zwischenstücks” gerade eine große Brücke auf die parallel zum Festland verlaufende Halbinsel
Pelješac. Somit wird man diesen Grenzbereich demnächst auf
kroatischen
Boden umfahren können.
Wir kamen gut voran und machten dann auf halber Strecke zwischen Grenze und Split eine kleine Pause an einem schönen Strand, der direkt unterhalb der Küstenstraße lag.
Auf dem weiteren Stück machten wir irgendwann einen erneuten Stopp und beschlossen dann, an diesem Tag ein Quartier auf der Insel
Pag zu suchen. Da hier die Urlaubssaison inzwischen auch schon einige Woche vorbei ist, machten wir das dann direkt online in der Inselhauptstadt, suchen wollten wir nach der langen Tagesetappe nicht mehr.
Kurz vor halb 5 kamen wir dann von Süden zur Insel, die hier nur knapp 200m vom Festland entfernt liegt, so dass es natürlich eine Brücke gibt. Hier machten wir einen kurzen Fotostopp und wurden dabei recht exponiert stehend fast samt Motorrad umgepustet. Donnerwetter, war das windig!
Immerhin hatte der stürmische Wind die Wolken inzwischen wieder fast vollkommen weggeblasen.
Von der Brücke waren es noch gut 20km bis nach
Pag-Stadt, wir mussten einmal außen herum zur anderen Seite, dort lag - wieder am Hafen - unser Quartier, das
Restaurant-Hotel Konoba Barcarola.
Kaum angekommen, wurden wir von
Maria, der Dame des Hauses begrüßt. Sie erzählte uns, dass sie gerade etwas im Garten arbeitete, als sie ziemlich überrascht die Mail mit der Reservierung bekam.
Als wir unser Zimmer gezeigt bekamen, fragte uns
Maria
gleich noch etwas Kaffee und Gebäck, aber wir wollten erst noch einmal zum Meer. Ich wollte meine Badehose nicht umsonst eingepackt haben!
Wir schlenderten etwas Richtung Norden, kurz hinter dem Hafenbereich folgten ein paar kleine Strände.
Die Wassertemperatur war definitiv hier auch schon im Herbst angekommen, die wenigen Menschen mit Pullis und Jacken an der Promenade schauten mich doch etwas irritiert an. Nach rund 20min sollte es dann auch langsam reichen, nun war ich definitiv gut erfrischt. Wir gingen zurück zum Hotel und
Maria
hatte uns schon den Kaffee bereit gestellt. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen auf unserem Balkon, bis sich die Berge gegenüber in den Weg stellten.
Dann machten wir uns auf den Weg durch die Stadt. Ein ganz hübsches Örtchen, aber es wirkte in weiten Teilen schon recht verlassen.
Wir hatten uns vorher schon nach einem Restaurant erkundigt, weil diese auch fast alle schon geschlossen haben. Vorher kauften wir uns in einem Laden noch ein Fläschchen Rotwein für den Tagesausklang auf unserem Balkon. Wie immer hatten wir sehr leckeres Essen, bevor wir uns auf den Rückweg machten.
Der Wein wärmte uns etwas gegen die nun stetig fallenden Temperaturen auf unserem Balkon und so ging es bald mit der nötigen bettschwere in die Koje.
Am nächsten morgen machten wir uns wie zeitlich abgesprochen zum Frühstück, durch das Saisonende gab es das für uns an einem Tisch in Marias Küche. Hier gab es auch selbstgemachte Feigenmarmelade, davon haben wir uns gleich noch ein paar Gläschen mitgenommen.
Danach packten wir zusammen und wurde von unsere Gastgeberin an der Hofeinfahrt verabschiedet, für uns ging es nun Richtung Inselnorden, um dort mit der Fähre wieder aufs Festland überzusetzen.
Am Hafen bemerkten wir schon den sehr stürmischen Wind, auf der Fähre wurden wir dann auch direkt von einem Einheimischen vor der
Bora gewarnt, aktuell wäre der Sturm sehr stark.
Und in der Tat wurden wir auf der Piste hoch zur Hauptstraße ziemlich durchgeschüttelt, da war wirklich ständige Obacht nötig. Auf der Hauptstraße ging es dann einigermaßen. An dieser Stelle möchte ich die hervorragende Scheibe der Africa Twin loben. Ich habe sehr oft so meine Probleme mit Scheiben, nur selten taugen die serienmäßig für mich. Aber hier hatte ich keinen Grund zum Meckern: Schützt gut, keinerlei Verwirbelung und trotzdem noch genug “Luft”, so dass meine Brille bei komplett geschlossenem Helm nicht beschlägt.
In
Senj
machten wir einen Kaffeestopp in einem geschützten Wintergarten, so ganz draußen sitzen wollte jetzt niemand mehr. Danach ging es weiter, aber nur rund 2km, bis wir von der Polizei angehalten wurden. Anhand eines Fotos auf dem Smartphone wurde uns ein Schild gezeigt, dass die Küstenstraßen für Motorräder, LKW und Gespanne wegen des Sturms gesperrt sei.
Kartenzahlung ging nicht, so fuhren wir hinter dem Streifenwagen zum nächsten Geldautomaten, um die insgesamt etwa 90€ Strafe in bar abzudrücken. Während wir bei dem Begleichen der Strafe waren, fuhren weitere Motorräder an uns vorbei, da hatten wir wohl einfach Pech gehabt. Vielleicht steht aber auch alle paar Kilometer so eine Kontrolle, wer weiß.
Für uns hieß das dann konkret, wir mussten eine Umweg durch die Berge machen. Das war ein kompletter Irrsinn, gerade auf der kurvigen Strecke die Berge hoch blies der Sturm stärker als auf jeder andere Strecke, wir wurde teilweise von einer Straßenseite bis zur anderen geblasen und mussten bei mäßigem Tempo wirklich aufpassen.
Zudem sollte das unseren Zeitplan ziemlich ruinieren, statt 75km und einer guten Stunde von
Senj
wurden es knapp 170km und fast 3h. In den Bergen selber ging das Fahren wieder besser, wir hatten teilweise sogar richtig nette Strecken, die uns nun leider aber primär aufhielten.
Zum Glück haben die Hondas den großen fast 25l fassenden Tank, der im Fahrbetrieb rund 500km Reichweite einbringt. Wir fanden in den kleinen Bergdörfern ewig keine Tankstelle und kamen nach gut 70km in der Reserve endlich zu einer Zapfsäule, als wir schon nicht mehr weit von Rijeka entfernt waren.
Schließlich kamen wir aber doch gegen 15 Uhr an und verloren nun auch keine Zeit mehr. Zunächst raus aus den Klamotten, dann die extra montierte Zusatzausstattung wieder entfernt, unseren Sachen alle wieder in den Wagen und schließlich den Anhänger ans Auto und die beiden Hondas verladen. Insgesamt kamen wir auf dieser Tour auf rund 2530km auf den Motorrädern, die meisten davon sehr intensiv und wunderschön.
Nach rund einer Stunde waren wir mit allen Sachen fertig und konnten uns auf den langen Rückweg machen. Unser Tagesziel war bei einer Freundin von Jochen im Berchtesgadener Land, dort konnten wir auch übernachten. Auch das klappte, nur leider hatten wir dort wegen der späten Ankunft weniger Zeit als ursprünglich geplant. Dafür brachten wir die kleine Wasserflasche mit dem Schnaps aus dem Kosovo durch unsere Kehlen. Der schmeckte sogar deutlich besser als wir zunächst befürchtet hatten.
Am nächsten morgen ging es für uns zeitig weiter, hatten wir ja noch ein ordentliches Stück Strecke abzufahren, mit Anhänger ist man zudem auch langsamer unterwegs.
Um kurz nach 13 Uhr kamen wir in
Frankfurt bei der Zentrale von Honda Deutschland an.
Die Abgabe der Maschine verlief ähnlich flott und professionell wie die Abholung. Eine kurze Kontrolle der Maschine, Papiere zurück und ein kurzer Plausch, ob alles wie gewünscht geklappt hat und schon waren wir fast wieder auf dem letzten Stück Heimweg.
Was bleibt?
Der
Balkan
ist wirklich ein großartiges Zielgebiet! Nicht nur aber auch für eine Motorradtour. Phantastische Landschaften, tolle kurvige Strecken abseits der ausgetretenen/-fahrenen Alpenrouten. Die Möglichkeiten in diesem Gebiet sind zudem sehr vielfältig. Neben tollen Straßen gibt es auch abseits des Asphalts viele Ecken zu entdecken. Vor allem ist das ganze Gebiet im Vergleich zu
Mitteleuropa
noch sehr günstig.
Für ein Doppelzimmer braucht man abseits der touristischen Regionen an der
Adria
eigentlich nie mehr als 30€ zu bezahlen, auch Essen und Trinken sind deutlich günstiger als daheim. Nicht vergessen sollte man natürlich die grüne Versicherungskarte, das erspart einem Zeit und Geld beim Länderwechsel.
Geld abheben funktioniert mit der Kreditkarte überall ohne Probleme, bezahlen ist damit hin und wieder schon etwas schwieriger, gerade abseits von großen Hotel/Restaurants. Lokales Bargeld sollte daher nicht fehlen.
In
Montenegro
und im
Kosovo
fällt das noch leichter, weil dort in
Euro
gezahlt wird.
Auch wenn uns das gesamte Gebiet sehr gut gefallen hat, möchte ich doch
Montenegro
und
Albanien
ein wenig hervorheben. In diesen beiden Ländern gibt es wirklich herausragende Highlight zu entdecken!
Als Fahrzeug eignet sich eine Reiseenduro wunderbar, die Streckenverhältnisse sind schon recht wechselnd. Das Mehr an Federweg hat daher schon gewisse Vorteile. Aber auch mit der normalen Straßenmaschine ist so eine Tour natürlich machbar, einige Abstecher fallen dann ggf. raus.
Daher kam uns das Angebot von Honda mit den beiden Africa Twins natürlich sehr gelegen. Dadurch fiel uns die Wahl auf den Balkan definitiv noch leichter. Rückblickend können wir uns kaum geeignete Maschinen für die Reise vorstellen! Mit den großen Tanks samt entsprechender Reichweite (real sind es um die 500km!) braucht man das Tankstellennetz nicht so oft im Blick zu haben. Auf dem bei manchen Straßen wirklich stark wechselnden Geläuf war das elektronische Fahrwerk natürlich Gold wert. Per Knopfdruck war man für jede Art von Piste bestens gerüstet. Dazu gesellt sich eine bequeme Sitzbank und eine für mich (1,87m) perfekt funktionierenden Scheibe.
Auch die Serienspiegel zeigen mir den korrekten Blick nach hinten und nicht nur oder überwiegend meine eigene Oberarme.
Hatten wir an den
Hondas
auch etwas zu meckern? Ich nenne es einmal Jammern auf hohem Niveau: Bei einer so ausgestatteten Reisemaschine dürfte gerne ein serienmäßiger Hauptständer verbaut sein. Beim
DCT
fand ich den Standard-Fahrmodus (“D”) innerstädtisch nicht wirklich brauchbar. Den Fahrmodus “Urban” habe ich nicht ausprobiert (spät bemerkt und danach auch einfach vergessen).
Aber wenn ich eine normale (Straßen-)Tour fahre, will ich ja nicht jedes mal den Modus wechseln, wenn es durch eine Ortschaft geht. Nachdem ich meine bevorzugten DCT-Modi gefunden hatte war alles prima. Am “Kupplungsmodell” fanden wir zudem den Schaltautomaten nicht ideal, da gibt es woanders bessere Varianten. Der Begriff “Quick-Shifter” passt nur bedingt, die Unterbrechungszeiten sind nicht ganz so kurz, wie man bei “quick” erwarten würde. Ansonsten funktioniert er natürlich wie er soll.
Auch die Funktionalität von Android Auto ist noch nicht so ganz optimal. An sich finde ich den Weg zu so einem System aber absolut richtig! Ich weiß aber auch nicht, ob bei den Testmaschinen alle aktuellen Updates eingespielt waren. Uns ging es primär ja auch um was anderes als das Bordsystem auf Herz und Nieren zu testen. Wie schon geschrieben, eher Kleinigkeiten. Uns fiel es wirklich nicht leicht, nach dieser tollen Tour die beiden Hondas wieder abzugeben.