Tracer 700 - Günstiges- Sportives Reisen - Wir testen Die Tracer 700 im Alltag
Auf der Yamaha Tracer 700
sitzt es sich prima. Trotz der 835 Millimeter Sitzhöhe komme ich ganz bequem mit den Füßen zum Boden.
Dies liegt an der Form der einteiligen Sitzbank, die im Vergleich zur Yamaha MT-07 komplett anders ist, " obwohl längst nicht so Bequem "
Besonders um den Schritt ist die Sitzbank sehr schmal geschnitten und der Knieschluss ist angenehm eng um den flachen, tiefen Tank.
Zusätzlich bietet die einteilige Sitzbank einen höheren Sitzkomfort und durch die Stufe zum Soziusbereich kann man sich beim Beschleunigen perfekt mit dem Hintern abstützen. Da haben die Yamaha-Jungs eine tadellose Sitzposition gezaubert, sehr anständig.
Weiteres Lob gibt es für den Lenker: nicht zu breit, nicht zu schmal, nicht zu hoch, nicht zu niedrig, Ich sitze Gut.
Fahraktiv, aber nicht aggressiv.
Gut, die Alustrebe dazwischen ist unnötig, schaut aber immerhin wertig aus. Ebenfalls anders ist die Instrumentenanordnung.
Zwar ist das kompakte Tachoinstrument mit jenem der MT-07 vergleichbar, durch die Halbschale sitzt es aber nicht über dem Lenker auf der Gabelbrücke, sondern klassich vor dem Lenker in der Verkleidung.
Man benötigt also keinen Blick mehr in Richtung "eigenen Schritt " um ablesen zu können, wie schnell man unterwegs ist. Das war bei der nackten Schwester semioptimal gelöst. Jetzt liegt der Tacho gut im Blickfeld des Reiters. Der Windschild lässt sich über zwei Schrauben stufenlos verstellen und bietet wirklich ganz passablen Windschutz, auch für größere Piloten. Unangnehme Luftverwirbelungen um den Helm konnte ich mit meinen 1,79 Meter Körpergröße keine feststellen. Selbst auf High-Speed-Autobahnetappen nicht.
Handling
Wie bei der nackten Schwester, glänzt die Yamaha Tracer 700 mit einem niedrigen Gewicht. weit unter 200kg . Damit lag sie im Test nur 1,7 kg über der MT-07, trotz der Halbschale. Insofern war das Handling auch um kein Eck schwerfälliger,
ganz im Gegenteil, sie kommt mir sogar einen Tick handlicher, aber vor allem stabiler vor.
Ich glaube, dass das vor allem an der aufrechteren Sitzposition, dem etwas längeren Radstand und der Bereifung liegt. Die Tracer hatte Michelin Pilot Road 4-Gummis aufgezogen. Und: Im Vergleich zur Testfahrt mit der MT-07 hatten wir statt um die zehn Grad fast hochsommerliche 30 Grad in der Sonne. Bedeutet: Ich habe die Reifen schön warm bekommen. Generell ist die MT-07 extrem sicher vom Handling, die Tracer 700 ist es ebenso, nur sogar noch etwas ausgewogener. Während die nackte Schwester für mich in engen Ecken leicht kippelig daher kam, liegt die Tracer 700 immer schön satt und stabil im Radius.
Will man die Linie trotzdem noch korrigieren, reicht ein minimaler Lenkimpuls und schon fällt sie tiefer in Schräglage oder lässt sich spielerisch aufstellen. Dabei macht es überhaupt keinen Unterschied, ob man enge, langsame Kehren oder High-Speed-Kurven durchfräst. Die Tracer lässt sich wunderbar neutral vom Fahrer dirigieren und gibt dem Piloten niemals Rätsel auf.
Durch diese Handlingeigenschaften wird die Tracer 700 im Kurvenparadies Sauerland eine richtige Waffe.
Da werden sich größere Modelle mit deutlich mehr Schmalz ordentlich strecken müssen, um nicht von der kompakten Japanerin gefressen zu werden. Top Yamaha!
Motor/Getriebe
Die MT-07 habe ich für ihr Triebwerk gelobt und ich wiederhole mich jetzt bei der Tracer 700: das ist ein Prachtmotor! 75 PS stehen im Datenblatt, . Unten raus schiebt der Motor bereits sehr krätig an, die Mitte ist ideal abgestimmt, drehfreudig und mit genug Qualm. Obenraus gibt es dann nochmals ein kleines Feuerwerk, bevor der Zweizylinder mit seinen 689 Kubikzentimeter Hubraum rasch in den Begrenzter läuft. Die Gasannahme ist schlicht perfekt. Jeder kleine Dreh am Gasgriff hat sofortige Be- oder Entschleunigung zur Folge. Traktionskontrolle gibt es keine, braucht es auch nicht. Ich bin sogar heilfroh, dass die Ingenieure der Tracer 700 keine verpasst haben, denn so kann man die kleine Tourensportlerin jederzeit nach belieben im ersten Gang auf's Hinterrad zupfen. Das macht irre viel Spaß. Ach was,viel mehr wie nur Spaß.
Wer eine bessere Fahrtechnik wie ich aufweisen kann und den Oberkörper richtig einsetzt,
zupft die Tracer auch noch im zweiten Gang in den Wheelie und fährt bis zum Tankende am Hinterrad. Wow, ist das Großartig! Genau so gehört das.
Das Getriebe spielt brav mit, war im Test aber total unauffällig. Es tut was es soll, schaltet die Gangabstufungen sicher mit Feedback am Fußhebel durch und die Kupplung braucht keine nennenwerte Handkraft.
Fahrwerk
Grundsätzlich werken in der Tracer 700 einfache Komponenten.
Was lernen wir mal wieder? richtig ! einfach kann auch Großartig sein.
An der Front kommt eine oft am Markt zu findende , nicht verstellbare Teleskopgabel zum Einsatz. Hinten lässt sich das Zentralfederbein stufenweise in der Vorspannung verstellen. Mehr gibt's nicht. Aber viel mehr braucht es auch nicht. Zwar bin ich grundsätzlich kein Freund einfacher Fahrwerke, aber bei der Tracer 700 stimmt das Gesamtkonzept, dass man für den aufgerufenen Preis ein wirklich homogenes, neutrales und flottes Gerät bekommt.
Da schraube ich gerne meine Ansprüche zurück und gebe zu: in diesem-Fall funktioniert die Einfachheit der Komponenten tadellos.
Natürlich, drückt man richtig mächtig an und bremst am allerletzten Zacken, dann taucht die Gabel schon ordentlich ein.
Und fegt man sehr motiviert über Straßen zweiter Ordnung, dann fängt das Heck an nachzuschwingen und zu pumpen. Als viel zu weich würde ich die Abstimmung nicht bezeichnen. Eher als grundsätzlich komfortabel aber mit genug Feedback, um stressfrei die Angstnippel auf den Fußrasten abradieren zu können. Und ganz ehrlich: Was braucht es mehr, als ziemlich sicher am Fußraster um die Ecke zu düsen? Dann ist man meistens schon sehr flott unterwegs und braucht keine Gegner fürchten.
Nachteil: Bringt man ein paar Kilogramm mehr auf die Waage und verreist gerne mit Sozius, dann wird man um ein solides Nachrüstfederbein nicht herum kommen. Das bietet dann den größeren Einstellbereich und die nötigen Reserven. Oder anders gesagt: Kauft die Tracer 700, investiert nochmals rund 1000 Euro in das Fahrwerk und ihr habt eine echte Winkelwerk-Waffe mit angenehmer Sitzposition und vollumfänglicher Tourentauglichkeit.
Aufgefallen
Die Tracer 700 hat einen 17- statt 14-Liter Tank. Trotzdem waren wir gefühlt öfter an der Tankstelle. Der Verbrauch lag im Test bei knapp unter sieben Liter auf 100 Kilometer. Zugegeben, ich hab die Gänge eher öfters ausgedreht und war generell nicht spritsparend unterwegs und wiege wahrscheinlich gute 40-50kg mehr wie ihr? Trotzdem war die Reichweite - für ein Tourenbike- nicht spektakulär. Der Sound aus dem Endtopfstummel ist ganz ansprechend, die Optik gut. Überhaupt finde ich die ganze Tracer optisch sehr gelungen. Schön modern durch die vielen Kanten, aber trotzdem noch grazil und leichtfüßig. Die Sitzbank ist wirklich richtig gut und auch nach 500 Tageskilometern nicht durchgesessen, allerdings hart und nicht schonend zum Gesäß.
Durchgefallen
Die Gummibremsschläuche. Und die angedeuteten Handprotektoren am Lenker, die den Blinker aufnehmen. Die schauen ganz schnittig aus, werden aber im Sturzfall wenig helfen und nur die Reparaturkosten erhöhen. Nette Idee, aber noch nicht ganz überzeugend umgesetzt.
Leak
Mittlerweile sickern die Leaks bezüglich einer neuen Tracer Familie für 2020 durch,
wir sind arg gespannt was da kommen mag.