Aprilia bringt in Form des SR 125 GT und 200 GT die SR-Legende zurück.
1992 - 94 mischte der rasante 50er mit seiner Racing-Optik den Markt regelrecht auf.
Viele wollten ihn fahren, und dementsprechend üppig fielen die Bestellungen bei den örtlichen Händlern aus.
Jetzt kommt er als sportlicher Gran Turismo viel erwachsener daher als früher.
Der SR50 war für damalige Verhältnisse der sportivste Roller auf dem Markt. (Foto: Ricardo R.)
Das Thema Roller war für Aprilia eine Erfolgsbasis durch und durch: Mit pfiffigen 50ern und 125ern machte sich der Hersteller aus Noale einen Namen. Doch im Jahr 2004 kaufte Piaggio, Europas Rollerkönig und Mutterkonzern von Vespa, die Marke und dünnte die Palette aus:
Motorräder wurden bei Aprilia weiterhin gebaut, doch Roller verschwanden bald aus dem Programm. – Sie sollten der neuen Muttergesellschaft wahrscheinlich nicht länger Konkurrenz machen.
Jetzt, viele Jahre später, ändert Piaggio seine Strategie und lässt Aprilia auf ihr ursprüngliches Terrain zurückkehren.
Beim Comeback zünden die Entwickler gleich einen Knaller: Roller mit leichter Enduro-Anmutung sind europaweit absolut angesagt, in der 125er-Klasse bislang jedoch nicht vertreten. In diese Marktlücke stößt nun der neue SR GT 125, den es auch als 200er gibt. Präsentiert wurde der SR GT erstmals auf der EICMA 2021.
Auf Nachfrage bei Aprilia hieß es, man schätze, dass der 125ccm dem 250ccm-Model in den Verkaufszahlen überlegen sein werde,
da die 200ccm-Varianten in der D-A-C-H-Region kaum gefragt seien.
Bei dieser Gelegenheit vereinbarten wir auch gleich, dass wir den SR-GT125 für einen ausgiebigen Test fahren durften.
Und der Aprilia SR GT 125 fährt mit Bravour.
Er präsentiert sich als SUV auf zwei Rädern – herrlich erfrischend und dabei höchst funktional.
Für richtiggehende Offroadabenteuer ist er zwar nicht geeignet, aber das sind vierrädrige SUV ja auch nur in den seltensten Fällen.
Für Holperstraßen und Feldwege zeigt sich der Aprilia SR GT hingegen gut gerüstet. Dafür sorgen seine 14-Zoll-Vorderrad-Reifen mit leichtem Stollenprofil, viel Bodenfreiheit und langen Federwegen der Gabel- und Federbeine von Showa.
Auch die Optik überzeugt: Die angriffslustige Front mit LED-Scheinwerfern und -Blinkern erinnert an die Motorräder des Hauses. Ungewöhnlich für einen Roller ist der tiefe und breite Rohrlenker, hier macht man auf erwachsen.
#Bravoaprilia
Dazu passt die straffe, gut verarbeitete und bequeme Sitzbank. Aprilias neuer Roller macht im Gesamtpaket klar, dass er aktiv gefahren werden möchte und nichts für Sofa-Touristen ist.
Genau das setzt er im Stadtverkehr gleich um. – Agil und stabil lenken wir ihn kreuz und quer durch OWL.
Hindernisse wie Schlaglöcher, Kopfsteinpflaster oder Rüttelschwellen meistern das Fahrwerk und der extra für den SR-GT125 entwickelte Doppelschleifenrahmen mit links; die Federwege vermitteln straffen Komfort, das größere Vorderrad eine zusätzliche Portion Sicherheit.
Mit einem Gewicht von ca.144 Kilo vollgetankt lässt sich der Aprilia SR GT 125 kinderleicht aufbocken und rangieren.
Leider fasst das Helmfach jedoch lediglich 25 Liter und ist somit nicht für größere Transporte geeignet und
der große Mitteltunnel im Fußraum bietet nicht allzu viel Platz für Gepäck.
Platz für zwei Jethelme oder Ähnliches ist aber auf jeden Fall gegeben.
Bei uns fanden ein ausgewachsener Helm sowie sowohl unser Putzequipment als auch das Kameraequipment immer Platz.
Gute Idee: Im Handschuhfach sorgt ein zusätzlicher Einschub dafür, dass das Handy oder andere Kleinigkeiten tatsächlich immer griffbereit sind.
Als echtes Highlight entpuppt sich nach genauerem Hinsehen der Motor: Der 125er entstammt Piaggios neuester Motorengeneration und schafft echte 15 PS aus einem Zylinder.
V-Max sind gute 100 km/h, für die sich der SR-GT allerdings etwas Zeit lässt.
15 PS sind heutzutage in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit mehr.
Darüber hinaus mit Start-Stopp-Automatik ausgestattet, erfreut er Fahrer oder Fahrerin mit einem guten Antritt und gut dosierbaren Bremsen.
Die Ausfahrten über Stadt und Land waren eine wahre Freude, nicht zuletzt wegen des sparsamen Verbrauchs von lediglich ca. 3,4 Liter auf 100 km
#tollgemacht
Ein überraschendes Einsatzgebiet des Aprilia SR GT ist die Landstraße.
Dank des Lenkers und der aktiven Sitzposition fährt er sich tatsächlich eher wie ein Motorrad als wie ein Roller. Er geht willig in Schräglage, bleibt stabil auf Spur und überzeugt mit gutem Handling.
Motor, Bremse sowie das sehr gute Fahrwerk harmonieren bestens zusammen und garantieren jede Menge Fahrspaß.
Über 500 Kilometer sind wir für euch mit dem SRGT unterwegs gewesen.
Bei wirklich steilen Anstiegen verbucht der Aprilia SR GT 200 zwar klare Vorteile, aber auch die 125er Version bringt Dich sicher nach oben; es dauert lediglich etwas länger.
Knapp 4.000 Euro; hey, das ist vollkommen ok und absolut mitbewerberkonform.
Der 200er kostet 200 Euro mehr. Demnächst folgen Sondermodelle für je einen geringen Aufpreis, die sich von den Basisrollern lediglich durch eine rasante Lackierung unterscheiden.
Zubehör gibt es für die neuen Roller Aprilia SR GT 125 und SR GT 200 mehr als genug, von Connectivity über verschiedene Topcases bis zur höheren Scheibe.
FAZIT
Die coolen Roller aus Noale haben der Szene und uns tatsächlich gefehlt.
Aprilias Neustart ist gelungen: Einen kompakten SUV-Roller gab es in der 125er-Klasse bislang noch nicht. Mit spritzigem Motor, untadeligem Fahrwerk und langen Federwegen sind Aprilia SR GT 125 und SR GT 200 sportlich und komfortabel zugleich.